Stumpfprobleme sind nicht selten und treten bei nahezu jedem Amputierten in der Anfangsphase, aber auch im Laufe des weiteren Lebens, auf. Nach einer Beinamputation dauert es in der Regel bis zu 6 Monate, dass der Stumpf seine endgültige Form erreicht hat. Jedoch sollte man frühzeitig mit Mobilisation beginnen, damit eine Immobilität und Muskelabbau vermieden wird.
Zunächst wickeln
In der Anfangszeit wird der Stumpf erst einmal mit einer Bandage gewickelt, um das Ödem nach der Amputation zu verringern. Dabei ist es auch wichtig, dass vermieden wird, dass sich die Sehnen in dieser Zeit verkürzen. Dafür kann man den Beinstumpf ausgestreckt z. B. auf einem Kissen hochlagern.
Um den Stumpf auf die Prothesenversorgung vorzubereiten, kann es hilfreich sein den Stumpf abzuhärten. Dazu verwendet man z. B. einen Waschlappen oder eine Babybürste, um die Haut an dem Stumpf mit verschieden starken Druck zu massieren.
Stumpf mit Liner formen
Als nächster Schritt wird dann die Wickelung durch die Benutzung eines Liners ersetzt, um den Beinstumpf für die Prothesenversorgung zu formen.
Wenn es sich am Stumpfende um keine normal heilende Wunde, sondern z. B. um eine eingezogene Narbe handelt, können sich Falten, Überwerfungen und Hohlräume bilden und sind somit ein idealer Nährboden für Bakterien und Pilze.
Daher ist es hier noch wichtiger, dass man auf Hygiene achtet und mindestens einmal am Tag den Beinstumpf genau ansieht, ob es Veränderungen an der Haut gibt. Ebenso ist es wichtig zu kontrollieren, ob die Liner noch intakt sind und keinen Defekt aufweisen. Man sollte zu Hause mindestens einen Ersatzliner parat haben.
Tägliche Stumpfpflege
Meine Routine für die tägliche Reinigung ist am Abend die Liner und das Bein mit seifenfreier Waschlotion aus dem Drogeriemarkt zu säubern, mit klarem Wasser abzuspülen und dann über Nacht die Liner trocknen zu lassen. Es gibt von Prothesenherstellern eigens dafür entwickelte Produkte die man kaufen kann, diese sind allerdings ziemlich teuer.
Die meisten Liner können alternativ im Schonwaschgang in der Waschmaschine gereinigt werden. Am besten spricht man dazu mit seinem Orthopädietechniker.
Wenn man die Beine eincremen möchte, dann vorzugsweise am Abend, damit diese über Nacht einziehen kann. Am Morgen vor dem Anziehen des Liners empfiehlt es sich nicht sich die Beine einzucremen.
Ebenso sollte man davon absehen die Beine im Bereich der Linerverwendung zu rasieren, denn durch die nicht atmungsaktiven Liner und Prothesenschäfte, wird die normale Funktion der Haut wie Luft- und Wasserzirkulation eingeschränkt und es kommt meistens zu vermehrtem Schwitzen, was die Haut reizt.
Vor allem in der Anfangszeit der Linerversorgung und Prothesennutzung haben die meisten Anwender mit starkem Schwitzen zu kämpfen. Daher ist es empfehlenswert die Liner auch während des Tages mit klarem Wasser auszuspülen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt oder wenn das nicht möglich ist, mit Kosmetiktüchern auszuwischen.
Schwitzen am Stumpf
Starkes Schwitzen beeinflusst neben der optimalen Prothesenführung auch die Haut und kann offenen Stellen oder Druckstellen zur Folge haben. Bei kleineren Wunden kann man sich mit z. B. Hydrogelpflastern oder Colloidpflastern selbst behelfen. Bei Druckstellen oder wenn der Linerrand in die Haut einschneidet, kann eine kleine Menge Vaseline, dünn aufgetragen auf die betroffenen Stelle, die Lösung sein.
Sollte die Wunde sich nicht verbessern, empfiehlt es sich den Orthopädietechniker und einen Arzt aufzusuchen. Gegebenenfalls ist eine Prothesenanpassung oder sogar eine Prothesenpause notwendig, bis sich die Haut erholt hat.
Achtung: Vor-/ Nebenerkrankungen wie z. B. Diabetes und die damit verbundene Einnahme von Medikamenten, kann ebenfalls Einfluss auf die Hautbeschaffenheit und Wundheilung haben.
Weitere Problembereiche
Was kann darüber hinaus auftreten?
- Neurome / Prothesenrandknoten
- Furunkel / Follikulitis
- Hyperkeratose (verstärkte Verhornung)
- Allergische Kontaktdermatitis
- Pumpphänomen (wenn der Liner nicht korrekt angelegt wurde)
Auch bei diesen Problemen ist das Aufsuchen eines Arztes und ggf. des Orthopädietechnikers ratsam.
Da jeder Beinstumpf und jede Versorgungssituation ganz individuell ist, sind die hier aufgeführten Komplikationen sicherlich nicht abschließend und jeder Amputierte muss seinen eigenen Weg finden, wie er die Stumpfpflege für sich optimal durchführt.