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Peers im Krankenhaus

Daniela-K-201Ich bin Daniela die Expertin im Bereich Beinamputation und Prothesenversorgung. Als Betroffene mit einer beidseitigen Unterschenkelamputation habe ich in den letzten Jahren viele Erfahrungen gesammelt und möchte diese auch an euch weiter geben. Ein wichtiger Punkt ist mir die Unterstützung von Beinamputierten bereits im Krankenhaus. Dazu jetzt mehr.
Hier gibt es weitere Informationen zur mir.

 

Kannst du dir vorstellen, wie es ist mit einer Beinprothese zu laufen?

Den meisten wird es so gehen wie mir, nach meiner beidseitigen Unterschenkelamputation im Jahr 2013. Ich konnte mir das nicht vorstellen. Woran lag das?

Zum einen kannte ich Prothesenträger damals nur aus dem paralympischen Spitzensport und mit denen konnte ich mich absolut nicht identifizieren. Zum anderen versicherten mir im Krankenhaus ausschließlich Menschen mit zwei gesunden Beinen (z. B. Ärzte, Pflegepersonal, Physiotherapeuten), dass ich mit Prothesen wieder gehen können würde. Mir hätte es sehr geholfen, wenn ich während meinem 8-monatigen Krankenhausaufenthalt ein Angebot für ein Gespräch mit einem erfahrenen Prothesenträger bekommen hätte.

Leider bekam ich dazu erst Gelegenheit, als ich in die Rehaklinik verlegt wurde. Dort lernte ich langjährige Prothesenträger kennen und erhielt endlich Antworten auf meine Fragen von Menschen, die den Weg schon gegangen waren, der mir noch bevor stand. Hätte ich die Chance früher bekommen, wären mir und meiner Familie einige Ängste und weitere negative Gedanken erspart geblieben.

Das ist einer der Hauptgründe, warum ich mich 2014 dafür entschieden habe, mich für das Projekt „PiK- Peers im Krankenhaus“ zu engagieren. Der Grundstein dieses Projektes wurde 2010 durch das Unfallkrankenhaus Berlin gelegt, welches Patienten mit einer traumatischen Amputation die Unterstützung durch einen Peer ermöglicht hat.

Gemeinsam mit dem Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation e. V. (BMAB), der DGUV und der AOK, soll in dieser Form so vielen amputierten Patienten wie möglich geholfen werden.

Was bedeutet Peer?

Ein Peer ist ein Mensch, der in seinem Leben vergleichbaren Problemstrukturen ausgesetzt ist oder in der Vergangenheit war, wie der Ratsuchende. In unserem Fall sind die Ratsuchenden Menschen, bei denen eine Amputation notwendig wird oder bereits stattgefunden hat. Diese Beratungsform gibt es aber auch für viele andere Bereiche z. B. Menschen mit Querschnittslähmung.

Was sind die Ziele von Peer Beratung?

Den Betroffenen soll in einem Gespräch auf Augenhöhe das Gefühl vermittelt werden, dass er mit dieser Situation nicht allein ist. Die Begegnung soll Hoffnung aufbauen und ermutigen. Zudem werden Fragen zu allen Lebensbereichen beantwortet, somit Optionen eröffnet und die eigene Handlungsfähigkeit gestärkt. Peers helfen den Patienten ihre eigenen Ressourcen zu mobilisieren, damit sie selbst herausfinden, wie sie mit dem unwiederbringlichen Verlust umgehen können. 

Die Beratung des Peers soll die Arbeit von Ärzten und Psychologen unterstützen und kann dies aber auf keinen Fall ersetzen!

Wo finde ich einen Peer in meiner Nähe?

Wenn du auch in der Situation bist, dass du dir den Austausch mit anderen Betroffenen wünscht, bietet der BMAB auf seiner Seite die sogenannte Peer-Landkarte an. Hier kannst du zu einem Peer in deiner Nähe Kontakt über den BMAB aufnehmen.

Wie kann ich selbst Peer werden?

Seit 2014 wurde die Ausbildung für Peers jedes Jahr im November in Berlin angeboten und das Projekt hat sich stetig weiterentwickelt. Zu dem Treffen kommen praktizierende wie auch zukünftige Peers, Ärzte, Pflegepersonal, Psychologen, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker und weitere Interessierte zusammen und haben die Möglichkeit ihr Wissen zu vertiefen und sich auszutauschen. Grundsätzlich sollte die Amputation des Peers mindestens drei Jahre zurückliegen. Der Peer muss diese einschneidende Erfahrung bereits verarbeitet und bewältigt haben. 

Regelmäßig finden zudem Onlinetreffen und weitere Schulungen für die Peers statt, an diesen müssen die aktiven Peers regelmäßig teilnehmen, um die fortlaufende Qualifizierung zu gewährleisten.